

Interview mit Harald Schmidt
Trainer des TSV Buchenberg
Für die in Kürze erscheinende erste Ausgabe des Girls Goal Magazin waren wir beim Training der Frauen des TSV Buchenberg. Sie spielen in der Landesliga Süd Bayern und sind somit die höchst spielende Mannschaft in einer Liga aus dem Allgäu.
Wir nutzten auch die Chance, Harald Schmidt, dem Trainer des TSV Buchenberg ein paar Fragen zu stellen. Interview by Wolfgang Keller
Vielen Dank dass Du Dir für das Gespräch Zeit genommen hast! Als Einstiegsfrage interessieren wir uns, wie Du Dich selbst als Trainer siehst
Schmidt:
ich bin sehr ehrgeizig und erfolgsorientiert, wobei der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen darf.
Fußball ist für mich ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben.
Wichtig sind mir dabei vor allem Verlässlichkeit und Pünktlichkeit.
Ich denke, ich kann sehr gut mit den Spielerinnen umgehen, und versuche dabei ehrlich und offen zu kommunizieren.
Für die Spielerinnen habe ich jederzeit ein offenes Ohr, wobei ich durch mein Trainerteam Heidi Steidle, Gisela Wuschko und Tatjana Jocher sehr engagierte Damen an meiner Seite habe, die mich nicht nur im Training, sondern auch im Umgang mit den Spielerinnen tatkräftig unterstützen

Wie lange bist Du schon Trainer bei den Mädchen / Frauen und wie kam es dazu?
Schmidt: ich bin seit ca. 20 Jahren im Trainergeschäft, gestartet im Bambini-Bereich der Jungs aufgrund der Fußballleidenschaft meines Sohnes beim SV Pfaffenhofen (Raum Neu-Ulm). Parallel war ich noch als Abteilungsleiter im Verein tätig, und habe dann 2008 das Projekt Mädchenfußball gestartet; entstanden durch den Hype der Frauen Fußball WM 2007 in Deutschland. Der DFB hat damals den Vereinen noch Gratis Pakete zukommen lassen. Bälle, Trainingsutensilien alles war hier für den Start des Frauenfußballs mit dabei.
Wir begannen dann im Rahmen eines Schnuppertages mit 85 Mädchen woraus wir dann 3 Mannschaften in verschiedenen Altersklassen an den Start schicken konnten, von denen ich selbst 2 Mannschaften in der Betreuung hatte. Nach Einführung und Etablierung des Mädchenfussballs in Pfaffenhofen habe ich mich dann auf Anfrage des SV Jungingen als Trainer dem B-Juniorinnen Verbandsligateam angeschlossen, und wir sind im ersten Jahr sofort in die Bezirksoberliga BW aufgestiegen. Der BOL mussten wir leider nach einem Jahr Zugehörigkeit den Rücken kehren, so dass ich danach beim SV Jungingen als Talentscout tätig war, und parallel noch den Posten als Stützpunktrainer der Juniorinnen inne hatte.
Anschließend war ich als Trainer beim FV Bellenberg (Damen-Verbandsliga) im Einsatz, und bin nach 2-jähriger Tätigkeit wieder zum SV Jungingen ( Frauen-Verbandsliga) zurückgekehrt.
Im Anschluss habe ich dann vor dem Engagement in Buchenberg eine schöpferische Pause eingelegt.

Was macht Dir so viel Spaß dass Du solange schon Trainer bei den Mädchen / Frauen bist?
Schmidt:
die Motivation bei den Mädchen / Frauen ist eine ganz besondere.
Der Mädchen/Frauenfußball wurde ja schon immer etwas belächelt und mir war dabei sehr wichtig dem weiblichen Fußball einen entsprechenden Stellenwert zu geben und weiterzuentwickeln.
Was macht Deiner Meinung nach den Mädchen- und Frauenfußball aus?
Im Vergleich zu den Herren wird doch noch fairer gespielt und es ist nicht diese extreme Aggressivität, wie man sie bei den Männern teilweise auf den Sportplätzen vorfindet.
Mittlerweile wird ein technisch sehr guter Fußball gespielt, die Qualität hat sich sehr gut entwickelt. Das macht sich auch an den Zuschauerzahlen bemerkbar, es kommen immer mehr Zuschauer zu den Spielen, das hat sich klar zum Positiven gewandelt.
Vor allem beim TSV Buchenberg kann man auf die Zuschauer und Fans bauen, die immer zahlreich, nicht nur bei den Heimspielen, mit dabei sind und die Mädels tatkräftig unterstützen.
Der Anteil der Mädchen- und Frauenmannschaften im Breitensport in Deutschland machen nur ca. 10% aus – trotz aller Bemühungen von Seiten des DFB sind hier kaum Änderungen nach oben spürbar? Warum ist das Deiner Meinung nach so?
Schmidt: die Voraussetzungen fehlen, Defizite in der Infrastruktur (Belegung Trainingszeiten Platz, Halle & in den Kabinen). Dies ist nicht immer auf den Frauenfußball ausgelegt.
Es will auch keiner wirklich was für den Frauenfußball investieren; eine fehlende Wertschätzung ist in vielen Vereinen erkennbar.
Beim TSV Buchenberg jedoch ist das einmalig, hier hat der Frauenfußball einen sehr sehr großen Stellenwert, die Kameradschaft ist einmalig, das habe ich noch in keinem anderen Verein so erlebt.
Um auf das Allgäu zu sprechen zu kommen: es gibt keine gemeldeten Frauenmannschaften in Städten wie Memmingen, Kempten und Füssen. Warum schaffen es gerade ländliche Vereine die Mannschaften in den Ligen zu stellen?
Schmidt: Ab der Landesliga gibt es keine SG´s. Die größeren Vereine haben zudem wenig übrig für Mädchen- Frauenfußball, Ländliche Vereine können dies aufgrund ehrenamtlichen Besetzungen eher auffangen.


Weitere Analysepunkte im Mädchen- und Frauenfußball – wie kann Deiner Meinung nach die Attraktivität gesteigert werden?
Schmidt: es gibt jetzt separate Trainerlehrgänge für Frauen beim BFV, das ist positiv. Wie schon 2007 bei der Frauen WM in Deutschland fände ich es auch wieder gut wenn die Vereine direkt mit Paketen vom DFB unterstützt werden. Sponsoren müssten auch mit einbezogen werden, um auch kleinere Anreize leisten zu können, wie Fahrtgelder oder mal ein paar Sachleistungen wie Fußballschuhe für gewisse Erfolge zur Verfügung zu stellen.
Es gibt den Tag des Mädchenfußballs, den wir auch letztes Jahr beim TSV Buchenberg ausgerichtet haben, und der weitere fortgeführt werden sollte,
Zudem sollten in den jüngeren Jahrgängen regelmäßig Schnuppertrainings angeboten werden, dies aktiviert die jungen Mädchen zu den Vereinen zu kommen.

Der TSV Buchenberg stellt aktuell die höchstspielende Mannschaft im Allgäu im BFV Betrieb, Ihr spielt in der Landesliga Süd. Seit wann bist Du Trainer beim TSV Buchenberg? Wie kam es?
Schmidt: ich habe einen Zweitwohnsitz im Allgäu, in Wertach, ich bin hier mehr oder weniger groß geworden, und habe daher eine enge Verbundenheit zu dieser Region. Zudem bin ich beruflich in der Region Allgäu als Bezirksleiter im Pharmagroßhandel tätig, was sich recht gut verbinden lässt. Ich habe während meiner 2-jährigen Trainerpause im Allgäu mehrere Vereine unter die Lupe genommen und bin letztendlich über die Abteilungsleiterin und auch noch aktuelle Spielerin Jenny Keck nach sehr guten Gesprächen beim TSV Buchenberg gelandet, da ich in der Mannschaft großes Potential erkennen konnte. Ich betreue die Mannschaft seit der Saison 2023/24

An welche Momente erinnerst Du Dich gerne hier beim TSV Buchenberg?
Schmidt:
Da gibt es sehr viele, diese aufzuzählen würden den Rahmen sprengen.
Highlight war sicherlich gleich in meiner ersten Saison 2023/2024 die Meisterschaft und der Aufstieg in die Landesliga, den wir nur mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins stemmen konnten
Wie findest Du die Idee des Girls Goal, dass es neu entwickelte Tor für den Mädchen- und Frauenfußball gibt?
Schmidt:
Super Idee, da oft bei den Mädchen die spielerischen Momente zu kurz kommen. Beim sog. „Flex“ oder Norweger-Modell“ wo nur 9 Spielerinnen auf dem Platz stehen, spielt man auf verkürztem Spielfeld, so dass oft schon von der Mittellinie ohne Ballstafetten aufs Tor geschossen wird. Deshalb ist die Begeisterung nicht so groß, dass von den Mädels jemand in so ein großes Tor möchte.
Das könnte sich sicherlich bei einem eigenen und kleineren Mädchen- und Fußballtor wie „Girls Goal“ ändern, davon bin ich überzeugt.
Hast Du noch eine Message für uns?
Schmidt: unsere Mädels machen sich immer vor dem Spiel mit folgendem Spruch heiß: „Lond it luck“ - “nicht aufgeben“, den Spruch gebe ich gerne so an alle Leser von „Girls Goal“ weiter und bedanke mich hiermit für unser Gespräch
Danke Harry, alles Gute für Dich und den TSV Buchenberg!

